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Diskushernie - wann operieren?

Was aber, wenn alle Versuche der konservativen therapeutischen Massnahmen bei einer Diskushernie nichts nützen? Wie lange kann man mit einer Operation zuwarten?

PD Dr. med. Norbert Boos, Wirbelsäulenchirurgie, Universitätsklinik Balgrist:

Wenn nur eine leichtgradige Lähmung vorliegt, darf zunächst für einige Wochen eine nicht operative Behandlung versucht werden. Eine Möglichkeit, die nichtoperative Behandlung zu unterstützen, ist der Nervenwurzelblock.

Beim Nervenwurzelblock ist der Patient wach und liegt auf dem Bauch. Zunächst wird die Einstichstelle unempfindlich gemacht, dann wird eine Führungsnadel eingebracht, durch welche die Spinalnadel - unter Kontrolle am Durchleuchtungs-Monitor - bis zum Nerv vorgeschoben wird. Es wird Kontrastmittel gespritzt um die Nervenwurzel darzustellen. Erst jetzt wird ein lokales Betäubungsmittel und eine kleine Menge Cortison injiziert. In vielen Fällen kann so auch bei grossen Diskushernien eine Operation vermieden werden.

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Bei Vorliegen einer Blasen-Mastdarmstörung oder einer schwergradigen Lähmung, das heisst, der Patient kann den Fuss nicht mehr gegen die Schwerkraft bewegen, ist eine Operation zwingend notwendig.
Bei langandauernden oder häufig wiederkehrenden Beschwerden kann eine Operation den Behandlungsverlauf drastisch abkürzen. Eine klassische DH-Operation, mit oder ohne Mikroskop, hat sich hierfür bisher am besten bewährt.

Die Bandscheibenchirurgie hat in letzter Zeit grosse Fortschritte gemacht. Man kann heute mit einem mikrochirurgischen Eingriff die vorgewölbte Bandscheibenmasse entfernen, ohne allzu grossen Schaden an den umliegenden Geweben anzurichten.
Leider kann der fibröse Ring nicht repariert und verstärkt werden. Es ist also möglich, dass später an der bereits einmal operierten Etage wieder Bandscheibenmaterial austreten kann. Wie schon erwähnt, ist es auch bei einer Operation nicht sicher, ob sich der betroffene Nerv je wieder ganz erholen wird. Ein Bandscheibenfragment von etwa einem cm Grösse - unter dem Mikroskop sieht es natürlich viel grösser aus - wird hier entfernt, und mit einer Sonde wird geprüft, ob der Nerv genügend Platz hat oder ob noch zusätzlich Knochen abgetragen werden muss (Bild 2)
Da auch auf der operierten Etage später wieder neues Bandscheibenmaterial austreten kann, werden die beiden betroffenen Wirbelkörper manchmal miteinander fusioniert Man wird also auf dieser Etage keine weiteren Probleme mehr haben. Später können durch Überlastung der angrenzenden Wirbelsegmente neue Probleme auftreten, die dann unter Umständen erneut operiert werden müssen.
Eine solche Versteifungsoperation, mit Schrauben in den Wirbelkörpern, ist bei einem reinen Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule in der Regel aber nicht notwendig.
Bei der Lasernukleotomie wird versucht, mittels eines Lasers in der Nähe der Hernie ein Loch in die noch intakte Bandscheibe zu brennen, in der Hoffnung, dass durch die nahe Druckentlastung die Hernie sich zurückbilden könnte. Die Euphorie über diese Methode hat sich jedoch bereits wieder gelegt, denn die Effizienz einer Laserbehandlung bei einem Bandscheibenvorfall konnte bisher noch nicht nachgewiesen werden.
Kunstkissen, welche durch Flüssigkeits-Aufnahme und -Abgabe in der Lage sind, die ursprüngliche Höhe des Raumes zwischen den Wirbeln wieder herzustellen. Über die Stabilität des Implantats und über die Akzeptanz des Knochens liegen noch keine Langzeitergebnisse vor. Und so wird man immer wieder versuchen, defekte Bandscheiben durch künstliche Implantate zu ersetzen.

Operationen - Die Zeit danach - Rehabilitationsphase

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Das Postdiskotomiesyndrom

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